Phantominseln

Phantominseln gibt es heute noch. So sind in vielen zeitgenössischen Atlanten die Riffe Ernest-Legouvé und Maria Theresia eingetragen. Ob diese beiden Inseln wirklich existieren ist aber umstritten.
Beispiele für Phantominseln
Crocker Land
Und noch im Jahre 1906 glaubte der Entdecker Robert Peary, er habe einen schon länger im Nordpolarmeer vermuteten achten Kontinent, Crocker Land, gefunden. Allerdings beruhte seine Annahme auf die Sichtung einer Landmasse am Horizont. Robert Peary gab sogar die vermutete Lage an, 130 Meilen nördlich der Küste der Ellesmere-Insel, die Koordinaten sollten 83 Grad Nord, 100 Grad West betragen. Im Jahre 1913 wurde die sogenannte Crocker-Land-Expedition ausgeschickt. Diese endete in einem Desaster. Nur wenige Besatzungsmitglieder konnten vier Jahre später gerettet werden. Inzwischen konnte anhand von Satellitenaufnahmen bewiesen werden, dass es sich bei Crocker Land um eine Phantominsel gehandelt haben muss. Die Existenz ist widerlegt. Vermutlich wurde Robert Peary von einer Luftspiegelung getäuscht.Kantia
Nur wenige Jahre vor Crocker Land entdeckte der Deutsche Johann Otto Polter vermeintlich eine Insel im Atlantik, der er Kantia, benannt nach Immanuel Kant, benannte. Er beschrieb die Insel – und ihre Bewohner, Wilde, die wohl gesonnen schienen, sogar recht genau. Kantia wurde später vergeblich gesucht. Neben Crocker Land war es eine der letzten großen Phantominseln Entdeckungen. Vier Expeditionen unternahm Johann Otto Polter um die angeblich auch bewohnte Insel Kantia, wiederzuentdecken und um sie für den deutschen Kaiser in Besitz zu nehmen. Es gibt sogar eine Urkunde, die Polter als Entdecker Kantias bestätigt. Heute geht man davon aus, dass Polter einen Navigationsfehler begangen hatte und dadurch eine Verwechslung vorlag.Bericht über Kantia
Wo kamen die Phantominseln her?
Ursachen für Phantominseln

Phantominsels als Doppelentdeckung
Entdeckte ein Seefahrer eine Insel so trug er diese in seine Karte ein. Bis ins späte 18. Jahrhundert war es aber nicht wirklich möglich, die geographische Länge zuverlässig zu bestimmen. Und so wurden exakte Beschreibungen für Inseln erstellt, die es – zumindest in dieser Lage – gar nicht gab. Ein Beispiel hierfür ist wohl auch die Insel Buss. Diese war drei Jahrhunderte lang auf allen Karten des Nordatlantiks eingetragen. Wahrscheinlich hatten starke Strömungen gleich mehrere Besucher der Insel Buss so weit von ihrem angenommenen Kurs Richtung Norden abgebracht, dass sie die Südspitze Grönlands (deren geografische Lage lange Zeit zu weit nördlich angesetzt war) für eine Insel südwestlich Grönlands hielten. Die Hudson's Bay Company zahlte sogar Geld für das Recht mit der Insel Buss Handel zu treiben.Gefährliche Phantominseln
Phantominseln schafften es häufig eben auch auf Seekarten. Karten, auf die sich andere Seefahrer und Entdecker bei ihren Erkundungen verließen. Zum Beispiel um Proviant zu laden oder frisches Wasser zu schöpfen. Angeblich soll Christoph Kolumbus bei seiner ersten Reise, auf der er 1492 dann Amerika entdeckte, auf einen Zwischenstopp auf der Phantominsel Antillia gehofft haben. So blieb sein Zwischenstopp auf den Kanarischen Inseln seine letzte Möglichkeit noch einmal Frischwasser und Proviant an Bord zu nehmen. Auf seinen Karten waren westlich der Kanaren gleich zwei Inseln eingetragen gewesen. Ob Christoph Kolumbus ohne die eingetragenen Phantominseln seine Entdeckungsfahrt wohl unternommen hätte?Enttarnung von Phantominseln
Ein arabischer Geograf soll bereits im 12. Jahrhundert - also vor den großen Entdeckungsreisen aber auch ohne Hilfe von Satellitenaufnahmen, 27.000 Scheininseln identifiziert haben. Eine Scheininsel wurde erst kürzlich enttarnt: Sandy Island zwischen Australien und Neukaledonien auf Karten eingezeichnet, existiert wohl ebenso wenig, wie die 2009 enttarnte Insel Bermeja vor Mexiko.
Sandy Island (auch Ile de Sable) soll fast 120 Quadratmeter groß gewesen sein. Der französische Seefahrer Joseph Bruny d'Entrecasteaux vermeldete die Entdeckung 1792. Ein Walfänger sichtete 1876 an ähnlicher Position erneut eine Insel. Da kleine Inseln durchaus eine Gefahr für die Schifffahrt darstellten, wurden solche Inseln natürlich in den Seekarten vermerkt. Die Suche nach Sandy Island 2012 blieb aber erfolglos. In der Gegend wurde auch die Wassertiefe vermessen, sie lag wohl durchgehend bei mehr als 1300 Metern.